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Psychosomatische Grundversorgung
Hinweise zu erstellung der 10 gynäkologischen Fälle
Beispiele
sind im Internet unter www.psychosomatik-pervan.de zu finden
2 Beispiele pro Seite in Schriftgröße 10 oder 12
nach jedem Beispiel ca. 5 cm (12x Zeilenabstand zum
nächsten Fall für Kommentare bitte freilassen - bei der Schriftgröße 12)
eigene Überlegungen zum unbewußten Motiv
der Störung:
-
was hat die Krankheit möglicherweise mitbedingt
- wie spiegelt sich die mögliche neurotische Störung
am Beispiel der Beziehungsgestaltung zur Ärztin / zum
Arzt
Die Beispiele bitte bereits vor dem ersten Fortbildungstermin
an die folgende Adresse schicken:
Dr. Stjepan
Pervan
Humboldtstr.
25
60318
Frankfurt
oder per
E-Mail an: pspraxis@aol.com
Kommentierte Fallbeispiele der Teilnehmer
1. |
Fallbeispiel
Die 60-jährige, sehr gepflegte Patientin,
aus höherem sozialem Niveau, ist an einem
Brustkrebsrezidiv erkrankt. Im Jahr 1998 war sie
Brusterhaltend mit Lymphknotenentfernung operiert
worden, die Bestrahlung hatte sie abgelehnt. Sie
hatte die Chemotherapie (CMF) nach 3x abgebrochen.
Die jetzige Operation war nicht im Gesunden erfolgt,
so dass eine Nachresektion erforderlich wurde.
Dieses Mal entschloss sich die Patientin zu einer
Ablatio mammae. Eine anschließende Chemotherapie
wurde von ihr vehement abgelehnt.
In Ihrer Art schafft es Frau D. die ganze Station
zu beschäftigen. Sie ließ mit Ihren
kontroversen Wünschen "die Puppen tanzen".
Beispielsweise lehnte sie die Anpassung der Prothese
(BH) ab, nachdem eine Dame extra für diesen
Zweck, für Frau D. ins Krankenhaus gekommen
war. Im Laufe des Tages entschied sie sich dann
doch für diese Prothese, so dass die Dame
aus dem Sanitätshaus am Folgetag erneut einbestelt
wurde.
Desgleichen wünschte sie eine Anschlussheilbehandlung,
konnte sich dann nach langem, ausführlichem
Gespräch mit der Frau des Sozialdienstes
doch nicht entscheiden, und wollte einen zweiten
Termin um "alles noch mal zu besprechen".
(usw.)
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Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 1:
- die aussaugende, anstrengende Art macht müde,
macht es einem Leid sich mit dieser Patientin
zu beschäftigen.
- gleichzeitig vermittelt sie jedes Mal das
Gefühl sich nicht genügend mit ihr
beschäftigt zu haben, sich nicht genügend
zu kümmern (obwohl jeder sich 3x so viel
mit ihr beschäftigt, als mit den anderen!).
- Ihre höfliche, feine Art entfacht Aggressionen,
für die es "kein Raum" zu geben
scheint.
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Sie sind so nett, dass sich alle sehr
bemühen, aber Ihre Angst bleibt trotzdem"
-
wäre eine direkte Konfrontation, die die
feine höfliche Art durchbricht nicht befreiender
für mich/für die Patientin? Wie kann
ich Raum geben meine Aggressionen wahr-zunehmen?
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Es musste Sie furchtbar verunsichert
haben, diese OP haben zu müssen“
-
durchbricht sie nicht unaufhörlich Grenzen,
wie der Krebs? (Getarnt, unerkannt??)
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= Ja, ein sehr guter Gedanke, so könnte
man es ihr im fortgeschrittenem Gesprächsstadium
sagen, sie damit konfrontieren. Oft genügt
es dies zu denken, um eine Distanz zu gewährleisten)
TOP
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2. |
Fallbeispiel
Frau E. 41- jährig, ist an einem Lokalrezidiv
eines Mammacarcinoms erkrankt. Sie erwartet ihr
fünftes Kind, zum Zeitpunkt der Diagnose
des Lokalrezidivs war sie in der 21. SSW. Frau
E. hat ein sportliches Aussehen, klare, etwas
kühl-herb wirkende Gesichtszüge, und
dem ersten Eindruck nach eine "patente, effiziente"
Persönlichkeit.
Im Gespräch fällt ein unstillbarer,
schneller Redefluss auf, mit einem Bombardement
an Fragen, wobei die Patientin meist selbst die
Antworten hinterher liefert oder gleich weitere
Fragen stellt. Es bleibt einem wörtlich "die
Luft weg" in diesen Gesprächen. Nach
der letzten Geburt wollte Frau E. Nabelschnurblutstammzellen
einschicken, das hatte nicht geklappt. Dieses
Mal sollte es unbedingt klappen. Vielleicht gäbe
es auf diesem Weg neue Therapiemöglichkeiten.
Ein Satz von Frau E.: "Leben gibt Leben."
Frau E. ist durch das Internet immer auf dem letzten
Stand.
Während ihres stationären Aufenthaltes
kam nie das Gespräch auf ihre vier Kinder
oder auf ihren Mann (der wie ich von der Krankenschwester
erfuhr auch schwer krank sei). Die Frage nach
der Versorgung der Kinder oder des Mannes stellte
sich eigenartiger Weise nie.
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Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 2:
- die Mutter als Vampir. Erhofft Frau E. durch
die Zeugung der Kinder ihre Krankheit zu besiegen?
Nabelschnurblutstammzellen als Überlebenschance?
Kommentar von Dr. Pervan:
Größenphantasie, sich selbst durch
das eigene Blut zu retten
-
tiefe psychotische Persönlichkeitsstörung?
Der Redefluss, die übereffiziente Art und
Überaktivität ist ein undurchdringlicher
Panzer. Durch diese Art hält sie sich ihre
eigenen Gefühle vom Leib und Nähe
in jeglicher Form.
Kommentar
von Dr. Pervan:
deswegen kein echter, emotionaler Kontakt mit
der Ärztin, den Kindern, dem Mann
-
wie lässt sich dieser Panzer durchbrechen?
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Es ist bewundernswert, wie Sie alles
schaffen. Sie müssen auch mal erschöpft
sein, und vielleicht auch Mal manches sein lassen."
TOP
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3. |
Fallbeispiel
Frau B., 35-jährig, wird aufgenommen wegen
Dauerblutungen, zur HSK und Abrasio. Sie trägt
einen Magenschrittmacher mit dem sie innerhalb
eines halben Jahres schon 15 Kilo abgenommen hat.
Jetzt wiegt sie etwa 95 Kilo. Der Magenschrittmacher
vermittelt ein Sättigungsgefühl, sobald
Nahrung aufgenommen wird. Frau B. wirkt passiv,
desinteressiert, teilnahmslos. Die Augen sind
abgeblasst, etwas stumpf.
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Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 3:
- verführt der Magenschrittmacher zu
mehr Passivität? Oder kann er den Teufelskreis
durchbrechen?
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Sie wirken immer so abwesend."
Evtl.: „...vielleicht lohnt es sich auch
ohne Essen da zu sein."
-
die seelische Last drückt sich in der körperlichen
Last aus.
- was kann ich bei jeglicher fehlenden menschlichen
Reaktion "tun"?
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„ ... erstaunlich, dass Sie keine Angst
vor der Operation haben"
(die Adipösen sind häufig tiefängstlich)
TOP
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4. |
Fallbeispiel
Frau A., 32-jährig kommt wegen Blutungsstörungen
zur HSK und Abrasio. Sie kommt in Begleitung ihrer
Eltern, der Vater wartet während des Gesprächs
und der Untersuchung draußen. Frau A. wiegt
150 Kg. Sie hat ein kinderhaftes hübsches
Gesicht, lacht viel und ist gut gekleidet. Beim
Gang vom Sprechzimmer ins Untersuchungszimmer
(ca. 50 m) bleibt sie mehrfach stehen um zu verschnaufen.
Bei der Untersuchung wird offensichtlich, dass
Frau A. noch nie Geschlechtsverkehr hatte.
Die OP wird in einem OP-Saal organisiert, in dem
der OP-Tisch 150 kg aushält. Es werden Helfer
für die OP eingesetzt, die die Beine auseinander
halten müssen.
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Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 4:
- das Gewicht erschlägt einen erst
mal. Geht man darüber hinweg, als sei es
gar nicht vorhanden? Geht man darauf ein? Soll
man das lachende Kind zum weinen bringen?
- sie ist ein dickes Kind geblieben und keine
Frau geworden.
- halten die (überprotektiven) Eltern das
Kind als Kind?
- Schritte des Abnehmens erste Schritte in die
Unabhängigkeit (von den Eltern)?
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Sie machen so einen netten (ausgeglichenen)
Eindruck, aber etwas blutet in Ihnen" „Sie
sind so bemüht immer nett zu sein, es muss
anstrengend sein."
Evtl. „Sind Sie nicht manchmal schon am
Ende?"
TOP
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5. |
Fallbeispiel
Frau St., 72-jährig, wurde wegen eines rechtsseitigen
Mammacarcinoms operiert. Bei Aufnahme hatte sie
einen stark geschwollenen Arm und Lymphknotenpackete
in der rechten Axilla. Das sei ihr schon vor einem
halben Jahr aufgefallen, aber zu diesem Zeitpunkt
sei ihr Blutzucker so entgleist gewesen, dass
sie sich erst mal darum kümmern musste.
Frau St. hatte vor wenigen Jahren einen Schlaganfall
und ist gehbehindert. Sie lebt mit ihrer über
90-jährigen Mutter zusammen, die sie pflegt.
Auf nähere Fragen meint Frau St. sie käme
gut zurecht. Ein Lebensgefährte sei an Krebs
verstorben.
Frau St. hat ein mädchenhaftes Aussehen,
sie legt viel Wert auf eine gepflegte Frisur,
gepflegte, lackierte Fingernägel, sie trägt
Ringe und eine Brosche. Im Umgang ist sie sehr
empfindlich, sehr schnell gekränkt, verletzt,
eigentlich kann es ihr Keiner Recht machen. Immer
ist ein unterschwelliger Vorwurf spürbar.
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Differentialdiagnostische
Überlegungen zum Fallbeisp. 5:
- was ist ihr eigentlicher Vorwurf?
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= Entwertet alle, so wie sich entwertet fühlt
durch das verpasste Leben, vielleicht durch
die Mutter, durch die Krankheit, etc.)
-
hat sie an ihrem Leben vorbei gelebt?
- Ihr verträumtes Verdrängen hat sie
dem Tod nahe gebracht.
- Dornröschen, was irgendwie vergessen
wurde?
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Sie haben Ihr ganzes Leben auf etwas
Gutes gewartet und jetzt so was."
(= so was Böses? auf der Metaebene: so
eine misslungene Lösung bei der Angst vor
eigenen Bedürfnissen)
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6. |
Fallbeispiel
Bei der 26jährigen PJ-lerin wurde wegen einer
Wundheilungsstörung nach einer Hernienoperation
insgesamt fünfmal operiert. Zuletzt kam es
zu einer einseitigen Vulvektomie bei therapieresistenter
Vulvaschwellung mit Hautveränderung und Beschwerden.
Anfänglich besuchte sie ihr jüngerer
Bruder sehr oft und sie spielten lang Karten.
Das Familienhaus lag 200 km entfernt von der Klinik,
so dass die Eltern sie selten besuchten. Der Bruder
kam nach der letzten Operation unregelmäßig.
Im Verlauf hatte die Patientin trotz ausreichender
Analgesie starke Schmerzen und fing an mit dem
Ärzteteam und den Schwestern zu schimpfen.
Sie manipulierte an den Nähten, so dass die
Vulvektomiewunde dreimal revidiert wurde. Es kam
zu einer Infektion des linken Auges, das sie leider
durch eine Operation verlor.
In der Anamnese gab die Patientin an, zwischen
dem 11. und 14. Lebensjahr eine sexuelle Beziehung
zu ihrem jüngeren Bruder gehabt zu haben.
Danach hatte sie keine andere Beziehung zu Männern.
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Differentialdiagnostische
Überlegungen zum Fallbeisp. 6:
./.
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= nicht nur die Wundheilungsstörung sondern
auch eine andere (seelische) Wunde wurde nie
zur Heilung gebracht. Vermutlich liegt eine
schwere (frühere) traumatische Persönlichkeitsstörung
vor. Das Tragische ist, dass die Patientin in
der realen Wunde fummelt und sich nicht in der
seelischen Wunde berühren lässt. Möglicherweise
hätte man sagen können: „Wenn
sie so weiter machen und sich ihren seelischen
Nöten nicht stellen, werden sie vielleicht
ganz erblinden (für ihr Leben blind werden)."
TOP
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7. |
Fallbeispiel:
Frau
M., 34jährige Erstgravida stellt sich in
der 33. SSW wegen vorzeitiger Wehentätigkeit
in der Kreissaalambulanz vor. Sie gibt an wegen
starker Wehentätigkeit nachts nicht mehr
schlafen zu können. Die Patientin ist sehr
aufgeregt und drängt auf eine Schwangerschaftsbeendigung
"im Sinne ihres Kindes". Die gynäkologische
Untersuchung zeigte einen unreifen und für
diese Schwangerschaftswoche unauffälligen
Befund. Auf dem CTG war keinerlei Kontraktion
zu erkennen, auch die sonographische Kontrolle
zeigte keine Auffälligkeiten. Bei der Anamnese
stellte sich heraus, dass die Patientin bereits
eine gescheiterte Ehe aufgrund eines unerfüllten
Kinderwunsches hinter sich hat. Ihr Ex-Ehemann
habe sie verlassen, da sie nicht schwanger werden
konnte. In ihrer jetzigen Beziehung kam es zu
einer gewollten, spontanen Schwangerschaft, wobei
sich ihr Lebenspartner sehr auf das Kind freut.
Frau M. berichtet von ernsthaften Ängsten,
das Kind zu verlieren und dadurch auch diese Beziehung
zu gefährden.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 7:
- extreme Verlustängste, ihr
Partner könnte sie genauso verlassen
wie ihr Ex-Ehemann
- hohe Erwartungshaltung des Partners
- gestörtes Vertrauensverhältnis
innerhalb der Beziehung
- Patientin klammert zu sehr an der Beziehung
bzw. an ihrem Partner, dass sie ihre bevorstehende
Mutterrolle aus den Augen verliert
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
1. Die übersteigerten Ängste
ansprechen: „Vielleicht fürchten
Sie nicht nur das Kind, sondern auch ihren
Mann zu verlieren?")
2. Die Instrumentalisierung des Kindes
ansprechen: „Man bekommt den Eindruck,
dass Ihr Kind Ihre Ehe retten müsste")
3. „Vielleicht sollen sie mit jemandem
über ihre Ängste reden. So werden
sie nicht gut mit dem Kind umgehen können."
TOP
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8. |
Fallbeispiel:
Frau R., 58jährig mit Ovarialcarcinom ist
seit vier Monaten nach Längsschnittlaparotomie
mit Tumordebulking und subtotaler Kolektomie stationär
in unserer gynäkoonkologischer Abteilung.
Der postoperativer Verlauf gestaltete sich äußerst
schwierig aufgrund der Incompliance der Patientin,
sie hat ganze acht Wochen nach Operation nicht
einmal ihr Krankenzimmer verlassen. Nach kurzem
Aufenthalt zuhause wurde sie wegen AZ-Verschlechterung
mit rezidivierenden Diarrhöen sowie zur Planung
der notwendigen adjuvanten Chemotherapie erneut
stationär aufgenommen, diese wurde des Öfteren
verschoben, da sich die Patientin nicht in der
Lage dazu fühlte. Als Privatpatientin hat
sie das gesamte Personal permanent "terrorisiert".
Ihre Angehörigen sowie der Schwiegersohn
als medizinisch versierter Arzt erschwerten das
Heilungsverfahren zusätzlich. Jegliche Form
der Diagnostik im stationären Verlauf ergaben
keine neuen Erkenntnisse, zumal der postoperative
Verlauf bei Frau R. mit z. B. den Diarrhöen
bei Zustand nach oben genanntem Eingriff als normal
einzustufen ist. Mehrere Anläufe die Patientin
nach hause zu entlassen sind gescheitert, kurz
vor der geplanten Entlassung ging es Frau R. akut
schlechter. Die Patientin lässt sich kaum
führen, stellt sich immer wieder unkooperativ
an und verweigert jeglichen Schritt zur Besserung.
Anamnestisch fällt eine unglückliche
und schwere Kindheit auf, sie hat mit vier Jahren
ihre Mutter verloren und hat unter der Stiefmutter
sehr gelitten. Frau R. zeichnet sich durch eine
übertriebene Hilflosigkeit und Unselbständigkeit
aus, ihre Erkrankung hat sie bis heute nicht akzeptieren
können. Die Patientin stellt sich noch einen
Aufenthalt von ca. drei bis vier Wochen stationär
vor, um sich "adäquat auszukurieren".
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 8:
- sekundärer Krankheitsgewinn
- Angst vor Hilflosigkeit zu hause, fühlt
sich in der häuslichen Situation
verloren
- suche nach Aufmerksamkeit
- Fehlende Identifikation mit der Grunderkrankung
erschweren den Heilungsprozess
Kommentar von Dr. Pervan:
Psychodynamisch gesehen ist die Patientin
zum hilflosen kleinen Kind regrediert
und die Klinik (Mutter) müsste gut
für sie sorgen. So ein Kind muss
nicht immer wissen, was gut für es
ist, denn die Mutter macht alles "aus
dem Bauch heraus", z. B. wenn das
Kind Bauchschmerzen hat. Gleichzeitig
hat sie auch die Erfahrung gemacht, dass
es eine böse Stiefmutter gibt, der
sie hilflos ausgeliefert ist (der Krankheit,
der Ärzteschaft).
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
"Sie merken, dass Sie mit der Lage
nicht alleine fertig werden, sich aber
auf die Ärzte (auf die Medizin) zu
verlassen, fällt Ihnen schwer.“
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9. |
Fallbeispiel:
Frau
D., 34jährige Drittgravida, Nullipara stellt
sich in der 36. SSW wegen fraglichem vorzeitigem
Blasensprung und vorzeitiger Wehentätigkeit
in unserer KRS-Ambulanz vor. Sowohl die gynäkologische,
sonographische als auch die CTG-Kontrolle schließen
einen möglichen Geburtsbeginn aus. Die Patientin
wünscht eine vorzeitige Geburtseinleitung
zur Schwangerschaftsbeendigung, trotz ausführlicher
Aufklärung über die fehlende Notwendigkeit
sowie die dadurch eintretende Frühgeburtlichkeit
mit kindlicher Unreife. In der Anamnese stellt
sich heraus, dass sie bereits zwei Fehlgeburten
in jeweils der 16. und 22. SSW hatte.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 9:
- Angst vor erneuten Fehlgeburt
- übertriebene Angst im Sinne einer
"Torschusspanik" bei fortgeschrittenem
Alter (lt. Patientin)
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
offensichtlich starke Ängste, die
man
1. beiläufig ansprechen sollte: „Es
ist klar, dass sie Angst haben“
2. oder ernster: „Nach den ganzen
Erfahrungen, ist Ihre Sicherheit in Bezug
auf eine erfolgreiche Schwangerschaft
sehr zerbrechlich“
TOP
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10. |
Fallbeispiel:
Die
28 jährige Patientin stellt sich bei ihrem
Frauenarzt mit starken Kopfschmerzen vor, seitdem
sie die neue Pille einnimmt. Sie hatte schon mal
eine andere Antibabypille, auf die sie mit einer
Gewichtszunahme, Libidoverlust, Brustspannen usw.
reagiert hatte. Eine andere Art der Kontrazeption
lehnt sie grundsätzlich ab. Sie hat öfters
die Pilleneinnahme vergessen oder auch wegen dieser
körperlichen Beschwerden nicht eingenommen.
Dadurch hatte sie Streitereien mit ihrem Partner.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 10:
- unbewusster Kinderwunsch
- Partnerschaftskonflikte
- Carcinophobie
- Konflikt mit eigener Sexualität
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
1. „Ich frage mich, ob es vielleicht
um Ihren Kinderwunsch und vielleicht um
die unklare Beziehungssituation geht“.
2. „Verhütung ist das Eine,
die Lust aufeinander etwas ganz Anderes"
3. „Erst, wenn man Lust aufeinander
hat, braucht man wirklich die Verhütung,
dann können Sie zur Klärung
eines Kinderwunsches und der Verhütung
kommen.
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11. |
Fallbeispiel:
Eine
36 jährige adipöse Patientin, stellte
sich mit einer überaktiven Blase mit beginnender
Urge-Inkontinenz in der Urogynäkologischen
Sprechstunde vor. Sie ist in einer Führungsposition.
Die Beschwerdesymptomatik ist besonders belastend,
wenn sie in einer Konferenz paarmal raus muss.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 11:
- übersteigerte Leistungsbereitschaft
- Reaktion auf berufliche Konflikte
- Depression: die frustrierenden Belastungen
werden mit Essen oder Naschen hinwegtröstet
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
1. „Was können Sie nicht mehr
zurückhalten?"
2. „Vielleicht bedrängt Sie
nicht nur die Blase, sondern auch manche
ungelösten Fragen. Ich kann es mir
vorstellen, dass in Ihrem Alter die Fragen
der Karriere und der Familienführung
ein Konfliktpotenzial in sich bergen."
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12. |
Fallbeispiel:
Die
Aufnahme der 61jährigen Patientin erfolgt
unter laufender Chemotherapie wegen heftigen Erbrechens
und Exsikkose. Frau M. war aufgrund eines Mammacarcinoms
die rechte Brust amputiert worden. Nach jedem
Chemotherapiezyklus war es zur stationären
Aufnahme gekommen. Sie äußerte immer
wieder, wie sehr sie die Chemotherapie „ankotze“
und wie sehr sie sich ob des veränderten
Körperbildes hasse. Sie könne sich nicht
im Spiegel anschauen, da sie das nicht ertragen
könne.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 12:
- schwierige Bewältigung der Tumorerkrankung
- Ressourcen der Patientin erschöpft
- Angst, der Partner wendet sich ab aufgrund
des veränderten Köperbildes
Verbale
Intervention von Dr. Pervan:
Die Situation berührt etwas anderes
in der Patientin, als das, was sie sagt
und merken kann.
„Ich glaube es Ihnen, dass es schrecklich
ist, sich ohne Brust zu sehen. Gleichzeitig
merken Sie, dass dieses Gefühl Sie
völlig umhaut, ganz tiefe Ängste
und Unsicherheiten in Ihnen auslöst.
Diese kann man nicht *weg-chemotherapieren*.
Darüber könnten Sie jedoch mit
einem Fachmann sprechen.“
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13. |
Fallbeispiel:
31jährige
Patientin stellt sich mit Unterbauchschmerzen
und staken vaginalen Blutungen in unserer Ambulanz
vor. Sie berichtet von Panikattacken und Ohnmachtsanfällen
seit ihr Vater vor drei Jahren einen Tag vor ihrem
Geburtstag gestorben sei. Sie erzählt, dass
ihr immer wieder schwarz vor Augen und schwindelig
werde wenn sie mit dem Auto unterwegs sei. Internistisch
sei ein mäßig gut eingestellter Diabetes
mellitus und eine Herzinsuffizienz nach Reanimation
vor 9 Jahren im Rahmen der Geburt ihres einzigen
Kindes bekannt. Als zusätzlich für sie
belastend war, dass die Großmutter, die
bis zuletzt von ihr gepflegt und eine wichtige
Bezugsperson für sie war vor vier Wochen
nach langer Krankheit verstorben sei. Die gynäkologische
Aufnahmeuntersuchung ergab lediglich eine Endometriumhyperplasie.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 13:
- Angstzustände
- Ressourcen der Patientin erschöpft
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
1. „Sie haben es wirklich schwer
im Leben. Das würde jedem zusetzen,
nur bei Ihnen schlägt das Ganze so
hohe Wellen, dass Sie das Gefühl
bekommen unterzugehen, in der Angst zu
ersticken“
2. „Die realen Belastungen können
wir nicht immer verhindern, aber Ihre
Gefühle, mit diesen Begebenheiten
nicht fertig zu werden, könnte man
in Gesprächen mit einem dafür
ausgebildeten Fachmann ändern.“
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14. |
Fallbeispiel:
23jährige
türkische Jurastudentin 1.Diagnose Mammakarzinom,
nachdem sie ein dreiviertel Jahr mit der Diagnose
Fibroadenom behandelt wurde, kommt in männlicher
Begleitung (vermeintlicher Freund) zum Vorgespräch,
aufgrund bevorstehender Chemotherapie wird mit
der Patientin die Kryokonservierung besprochen,
Patientin steht CHT zunächst ablehnend gegenüber,
wegen drohendem Haarverlust, es stellt sich im
Laufe des Gesprächs heraus, dass sie mit
einem Türken verheiratet wurde, der erst
seit kurzem in Deutschland lebt und den die Patientin
am liebsten mit dem nächsten Flieger zurück
in die Türkei schicken würde. Sie selbst
sieht ihr Studium an erster Priorität und
hat Angst durch die Erkrankung ihre Prüfungen
nicht absolvieren zu können. Ihr Begleiter
ist ihr Juradozent.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 14:
Todesangst, Konflikt zwischen
Familientradition und modernem, selbstbestimmten
Leben der Patientin
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Zu den ganzen Konflikten jetzt
auch noch diese Erkrankung!“ (=
den Raum für die negativen Gefühle,
Angst und Verzweiflung anbieten)
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15. |
Fallbeispiel:
28jährige
I. Gravida in der 28.SSW, Vorstellung mit Schwankschwindel,
läuft ohne Hilfe in Begleitung ihres Freundes,
nach Infusionstherapie Besserung der Beschwerden,
Stationsschwester berichtet über Streitgespräch
am Telefon mit Freund.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 15:
Schwankschwindel als Ausdruck
der Beziehungsschwierigkeiten/gespaltenes
Verhältnis zur Schwangerschaft
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Kann es sein, dass es Spannungen
in Ihrer Partnerschaft gibt?“
„Manchmal kann es einem auch von
Konflikten schwindelig werden“
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16. |
Fallbeispiel:
58jährige
Pathologin kommt mit sehr weit fortgeschrittenem
Mamma-Ca zur Operation, aus Sicht der Schwestern
schwierige Patientin mit vielen Sonderwünschen,
möchte OP-Präparat mitnehmen und selbst
untersuchen
Hintergrund: Klinikpathologe war früherer
Arbeitskollege.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 16:
Verdrängung der Erkrankung,
Misstrauen gegenüber dem ehemaligen
Kollegen,
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Ich verstehe, dass Sie Angst haben,
was und wie es mit dem Befund wird. Aber
es braucht auch eine innere Distanz, um
einen Befund objektiv zu erheben“
„Der Chirurg kann sich seinen Blinddarm
auch nicht selbst entfernen“
(= Angst -> Kontrolldrang -> Verlust
der Objektivität)
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17. |
Fallbeispiel:
21jährige
äußerst infantil wirkende I. Gravida
in der 12.SSW kommt abends wegen Blutungen in
die Klinik. Das äußere Erscheinungsbild
wirkt verwahrlost, die getragene Kleidung ist
schmutzig. Am nächsten Tag besucht sie ein
deutlich älterer Mann, der sich als Lebensgefährte
vorstellt und die Patientin wieder mit nach Hause
nehmen will.
Bis zur Entbindung wird die Patientin mehrfach
wegen Harnwegsinfekten und vorzeitiger Wehentätigkeit
stationär behandelt.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 17:
erzwungener Sexualkontakt?, spätere
Kindesverwahrlosung/ -missbrauch, zukünftige
Schwangerschaftsverhütung
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= Klärung der Realität bei
der Infantilität klären. Vielleicht
noch dazu die Motivation zur Schwangerschaft
klären)
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18. |
Fallbeispiel:
65jährige
Patientin mit gestanztem Mammakarzinom, soll im
Rahmen des Stagings ein Schädel-CT erhalten,
als die Patientin zur Untersuchung abgerufen wird,
erklärt sie dem Radiologen sie wäre
nicht über die anstehende Untersuchung informiert
worden, obwohl am Tag zuvor ein sehr ausführliches
Aufklärungsgespräch stattgefunden hat.
Auf die Frage warum sie das Aufklärungsgespräch
verneint hat, erklärt Frau B. sie wäre
noch nicht dazu bereit gewesen.
In der darauffolgenden Nacht ruft die MTA an,
weil die Patientin um 2 Uhr in der Röntgenabteilung
stand und behauptete die diensthabende Ärztin
hätte sie jetzt zur Untersuchung geschickt.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 18:
Verdrängung/Angst,
dementielles Syndrom
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= Vielleicht auch Hirnfiliae mit Denkstörungen)
„Die Angst hat Sie ganz schön
durcheinander gebracht“
„Wissen Sie, wo Sie heute Nacht
waren?“
TOP
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19. |
Fallbeispiel:
32jährige
II. Gravida 0. Para in der 39.SSW kommt mit leichter
Wehentätigkeit in den Kreissaal, wird von
der Hebamme nach CTG und VU auf Station geschickt
und soll sich am Abend wieder im Kreissaal melden,
eine Stunde später meldet sich die Patientin
wieder, sie hätte stärkere Schmerzen
und würde ihr Kind nicht spüren, nach
unauffälliger Sonographie und CTG ohne Wehentätigkeit,
wünscht die Patientin die sofortige Sectio.
Hintergrund: in der vorangegangenen SS Geburtseinleitung
ET+10, Notsectio ET+13,erfolglose Neugeborenenreanimation.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 19:
nichtverarbeitetes Trauma
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Jeder hätte Angst an Ihrer
Stelle, aber es wurde mit Ihnen wohl geplant,
keine s.c. dieses Mal anzustreben“
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20. |
Fallbeispiel:
28jährige
III. Gravida II. Para mit Einweisung vom niedergelassenen
Kollegen wegen Hyperemesis wird zur Infusionstherapie
aufgenommen, am Abend meldet die Stationsschwester
das die Patientin nicht im Zimmer sei, am nächsten
Morgen taucht die Patientin wieder auf als wäre
nichts gewesen.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 20:
./.
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Haben Sie sich einen schönen
Abend gegönnt?“?
„Ich frage mich, was bei Ihnen zu
Haus zur Zeit läuft“
TOP
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21. |
Fallbeispiel:
50jährige
Patientin Z. n metastasiertem Mammakarzinom rechts
vor 15 Jahren, einzige Langzeitüberlebende
einer Studie, aktuell neu aufgetretenes Mammakarzinom
links, bei Frau B. wird eine BET mit Sentinel-Node-Biopsie
durchgeführt, Sentinel negativ, die Patientin
hat trotz ihres Alters und Z.n. Ovarektomie bds.
einen ausgeprägten Kinderwunsch.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 21:
Verdrängung der aktuellen Krankheitssituation
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
„Es ist wirklich traurig, dass es
mit dem Kinderwunsch nicht früher
geklappt hatte“ (= den Raum für
die Trauer öffnen)
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22. |
Fallbeispiel:
30jährige
Patientin kommt mit ausgedehnter Verletzung im Bereich
der Vulva und Vagina in Begleitung ihres Ehemanns
in die Notaufnahme, bei der Anamnese erzählt
sie die Verletzung sei entstanden, weil sie sich
auf einen maroden Metallstuhl gesetzt hätte
und dieser unter ihr eingebrochen wäre. Sie
hätte ihr Kind, welches auf ihrem Schoß
saß, festhalten wollen. Die Patientin wirkt
nervös, auch während der Wundversorgung,
die in Abwesenheit des Ehemanns stattfindet, bleibt
die Frau bei ihrer Schilderung.
Differentialdiagnostische Überlegungen
zum Fallbeisp. 22:
Erzwungener Sexualkontakt,
Angst vor dem Ehemann, Gefährdung
des Kindes
Verbale Intervention von Dr. Pervan:
(= war Sie nur beschämt und wegen
der Schmerzen unruhig, oder ist das Gefühl
da, es stimmt doch gar nichts?)
„Ich habe den Eindruck, dass Sie
etwas beschämt“
oder: „..., dass Sie etwas nicht
erzählen“
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